Ideen sind etwas Sonderbares und diese Idee erfüllt mich ganz besonders. Alles fing vor einigen Jahren an. Damals war ich Projektmitarbeiterin im Projekt "LemaS - Leistung macht Schule", einige von euch werden das Projekt kennen. Wir haben viele Schulen besucht und ich durfte mit vielen Lehrkräften ins Gespräch kommen. Dabei gab es bei jedem Besuch immer ein und dieselbe Frage: "Woher haben Sie das? Wie toll - das kannte ich noch gar nicht".
Womöglich steckt in dieser Frage die Antwort darauf, warum der Wissens(schafts)transfer in der Bildungsforschung nach wie vor in den Kinderschuhen steckt. Wie kann es sein, dass wir so viele tolle Materialien, Artikel und Forschungsergebnisse produziert haben, doch die, die es be trifft, kaum etwas davon wissen? Nicht zuletzt war genau dieser Gedanke auch der Startschuss für meine Promotion und wenn ihr nach einem Grund für meine Leidenschaft und für mein Feuer sucht, dann findet ihr ihn genau hier. Ich komme aus einer Lehrkräftefamilie und kenne die Struggels, mit denen Lehrkräfte zu kämpfen haben. Während meines Studiums in den Bildungswissenschaften bin ich dann regelmäßig mit meinen Eltern aneinander geraten. Völlig naiv habe ich nicht verstanden, warum meine Eltern noch nie etwas von dem Fragebogen zur Erfassung von Unterrichtsqualität gehört haben oder warum sie nicht regelmäßig die Zeitschrift für Erziehungswissenschaften lesen. Was war ich naiv - sorry Mama, sorry Papa(s). Doch genau dieses Fragezeichen hat mich nie losgelassen und heute sieht man meine Bestrebungen darin, dass ich Studienergebnisse auf Instagram zusammenfasse oder erziehungswissenschaftliche Phänomene niedrigschwellig erkläre. Mit einem guten Freund plane ich seit Längerem eine Art Wahlomat, nur eben für den Bildungsbereich. Leider liegt das Projekt wegen mir derzeit auf Eis - so sorry André. Ich habe es auf dem Schirm, wir entwickeln das Ding noch! Manchmal habe ich so viele Ideen, das ich fast darin etrinke.
Vor 2 Wochen dann stöberte ich auf ChatGPT herum und entdeckte, dass man eigene GPTs entwickeln kann. In diesem Moment überschlugen sich meine Gedanken und ich legte einfach los. Ich wollte ein GPT für Lehrkräfte, Lehramtsstudierende und alle Bildungsheld:innen entwickeln, die nach verlässlichen Informationen über Bildung, Schule und Unterricht suchen. Die Realität ist: Die wenigsten Lehrkräfte kennen das Clearinghouse Unterricht, das "Wissen aus der Bildungsforschung" vom BMBF oder die ISQ Toolbox. Wenn Lehrkräfte nach Informationen suchen, dann landen sie zumeist auf Blogseiten von Personen aus der Praxis. Damit will ich nicht die Bedeutung von Praxiserfahrungen absprechen, ganz im Gegenteil. Doch Wissen über Bildung darf nicht nur ausschließlich aus der Praxis kommen. Großartige Wissenschaftler:innen arbeiten jeden Tag leidenschaftlich daran, das Bildungssystem ein stückweit besser zu machen. Doch diese Informationen müssen auch gefunden werden. EDUfinder soll ein erster Anstupser sein.
EDUfinder ist u. a. wie folgt aufgebaut:
Ich habe EDUfinder so programmiert, dass sie nur auf bereits vordefinierte Websiten zugreifen darf. Weiterhin darf sie selbst keine Informationen bereitstellen, sondern scannt immer die vordefinierten Websiten. Das Verhalten habe ich u.a. wie folgt vorgegeben: "Ich erstelle niemals eigene Definitionen oder Inhalte, sondern verweise ausschließlich auf die angegebenen Webseiten. Bei jeder Definition oder Textdarstellung von Informationen gebe ich immer an, aus welcher Quelle die Information stammt."
Die vordefinierten Websiten sind aktuell diese (leider musste ich den deutschen Bildungsserver rausnehmen, da EDUfinder mit der Websitenstruktur nicht klar kam. Und um ehrlich zu sein, ich auch nicht)
Vordefinierte Websiten (klapp mich aus):
· FDZ Bildung (https://www.fdz-bildung.de/home)
· DIPF Bildungsforschung (https://www.dipf.de/de/startseite)
· IQB - Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (https://www.iqb.hu-berlin.de/)
· Fachportal Pädagogik (https://www.fachportal-paedagogik.de/)
· Clearing House Unterricht (https://www.clearinghouse.edu.tum.de/)
· Das Deutsche Schulportal (https://deutsches-schulportal.de/)
· ISQ Toolbox (https://www.isq-bb.de/wordpress/werkzeuge/toolbox/)
· Forschungsmonitor Schule (https://www.forschungsmonitor-schule.de/)
· Bundeszentrale für politische Bildung (https://www.bpb.de/)
· Materialsammlung des Landesinstituts für Schulentwicklung (https://lisum.berlin-brandenburg.de/lisum)
· ISQ - Institut für Schulqualität der Länder Berlin und Brandenburg (https://www.isq-bb.de/wordpress/)
· FDZ Instrumentensuche (https://www.forschungsdaten-bildung.de/instrumente-suchen)
· Bildungsbericht allgemein (https://www.bildungsbericht.de/de/startseite)
· Bertelsmannstiftung (https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/startseite)
· BMFSFJ (https://www.bmfsfj.de/)
· Deutsches Schulbarometer (https://www.bosch-stiftung.de/de/projekt/das-deutsche-schulbarometer)
· DKJS (https://www.dkjs.de/)
· Forum digitale Bildung (https://www.forumbd.de/)
· Campus Schulmanagement (https://www.campus-schulmanagement.de/)
· IFO Institut (https://www.ifo.de/)
· IGLU (https://ifs.ep.tu-dortmund.de/forschung/projekte-am-ifs/iglu-2021/)
· Stiftung Bildung (https://www.stiftungbildung.org/)
· Statistisches Bundesamt (https://www.destatis.de/DE/Home/_inhalt.html)
· Amt für Statistik Berlin Brandenburg (https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/)
· IBBW (https://ibbw-bw.de/,Lde/Startseite)
· Weiterbildungsinitative (www.weiterbildungsinitiative.de)
EDUfinder ist noch nicht perfekt. So erreichen mich zur Zeit Nachrichten, dass sie vor allem bei ganz konkreten Anfragen wie "Gib mir 5 Artikel zum Thema Individualisierung" Websiten-Links oder Artikelnamen erfindet. Hier bin ich dabei, für bestimmte Oberthemen konkrete Links herauszusuchen, damit EDUfinder darauf verweisen kann. Ich habe zwar das Verhalten in dergestalt angepasst, dass sie keine Links erfinden darf und immer einen Loop einbauen muss, der die Links überprüft - es scheint aber noch nicht bei jeder Suchanfrage zu greifen. Ich würde mich freuen, wenn ihr den EDUfinder ausgiebig testet und mir in den Kommentaren oder auf Instagram schreibt, was noch nicht rund läuft. EDUfinder wird durch uns alle besser.
EDUfinder ist gestern Abend online gegangen und ich freue mich sehr, dass sie bereits jetzt schon so oft benutzt wurde. Mir werden über 100 Chats angezeigt! Sehr dankbar bin ich für eine Nachricht einer Professorin, über die ich in einem ersten Moment durchaus gestolpert bin. Sie fragte mich, wo und ob ich Mittel für die Entwicklung eingeworben habe. Ich stutzte. FrauForschung ist eine One-Woman-Show ohne eine Drittmittelförderung oder eine andere Art von wissenschaftlicher Förderung. Ich habe EDUfinder an einem Wochenende gebaut und Online gestellt, that's it - für mich war es selbstverständlich. Und Dank dieser Nachricht fühlte ich mich dann ertappt - dieses verdammte Patriarchat. Einige Männer machen ein Projekt draus und hängen ihre Karriere daran auf. Ich als Frau bin doch aber so sozial und ... argh, ihr wisst was ich meine.
Daher: Wenn ihr meine Arbeit und die Weiterentwicklung des EDUfinders unterstützen möchtet, dann teilt diesen Beitrag gerne und falls es euch finanziell möglich ist, freue ich mich über ein Trinkgeld für meine Teekasse. Danke Leute.
Comments